Holz

Nachfrageboom? Es gibt viele Gründe dafür, warum Holz ein begehrter Rohstoff ist. Holz gilt als CO2-Speicher, ist nachhaltig und steht für Kosteneffizienz. Die Nachfrage nach Holz aus Deutschland ist, laut dem Deutschen Holzwirtschaftsrat e.V., kurz DHWR, im In- und Ausland seit Beginn der Pandemie vor allem in China und den Vereinigten Staaten gestiegen.

Holz wird nicht nur knapper, sondern auch die Preise steigen, weil das Material derzeit nicht ausreichend vorhanden ist. Der Engpass führt weltweit zu langen Lieferzeiten. Saarlands Ministerin Rehlinger warnte früh, dass dies zu einer „Gefahr” für das Handwerk und die Bauwirtschaft werden kann.

Die Handwerksbetriebe tun sich schwer, ihre Aufträge abzuarbeiten und viele Kunden sind vom Kostenzuwachs betroffen, weshalb es ungewollt zu Baustopps kommt. Rehlinger beschreibt die „Verzögerungen oder gar Baustopps” als eine “harte Bremse”. Von der Verknappung sind in der Holzwirtschaft alle Weiterverarbeiter von Halbwarenprodukten betroffen. Des Weiteren betitelt Rehlinger die Rohstoffknappheit als “[…] ein Problem auf dem Weltmarkt.“

Warum steigt die Nachfrage im Ausland?

Laut dem DHWR hat sich der der Bauboom in China nach der überwundenen Pandemie vervielfacht. Mehr als die Hälfte der in Deutschland vorhandenen Holz Kapazitäten nach China geliefert wird. Zusätzlich betont der DHWR, dass China zunehmend auf den Green Building Trend setzt, was den Bedarf an Schnittholz stetig ansteigen lässt.  Als weiterer zahlungsfähiger Abnehmer ist aktuell die USA bekannt, denn dort ist die übliche Versorgung aus Kanada momentan nicht gewährleistet. Nach Angaben der Süddeutschen Zeitung lauten die Gründe wie folgt: Hoher Borkenkäferbefall, Waldbrände und Sanktionen.

Für Bauholz ist der Preis in den USA nach Daten der US-amerikanischen National Association of Home Builders seit April 2020 um 180 Prozent gestiegen. Den Auswertungen des DHWR’s zufolge gab es im vergangenen Jahr einen Anstieg im Export des deutschen Nadelschnittholzes in die USA um ganze 54 Prozent.

Die Nachfrage im In- und Ausland steigt. Der Nachfrageboom führt zu hohen Preisen, weshalb viele Sägewerke laut dem Bayerischen Rundfunk versuchen ihr verbleibendes Holz gewinnbringend zu exportieren. Denn auch Sägewerke und Zwischenhändler haben geringe Lagerbestände. Die Entwicklung des Holzpreises war gemäß des DHWR drei Jahre von einem Überangebot an Schadholz wegen Kalamitäten in den Nutzwäldern gekennzeichnet. China und die USA kaufen auf Grund des Engpasses das beschädigte, deutsche Holz der letzten Jahre, weshalb selbst das Überangebot an Schadholz knapp ist.

Folgen

Der Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates, Georg Schirmbeck betont, dass Waldbesitzer nicht durch die steigende Nachfrage profitieren: „Mit unserem Rohstoff werden Riesengewinne eingefahren, aber die Waldbauern profitieren kein Stück davon“. Die Zahlen des DHWR belegen, dass vor allem Exporteure und Holzhandelsunternehmen von steigenden Preisen profitieren. Im letzten Jahr wurden in Deutschland 80,4 Millionen Kubikmeter Holz eingeschlagen. Mehr als jemals zuvor. Es wurden insgesamt 12,7 Millionen Kubikmeter Holz exportiert, wie das Statistische Bundesamt bekannt gab. Der Bundesverband der Deutschen Säge- und Holzindustrie belegt, dass im Jahr 2020 80 Prozent mehr Holz als noch im Jahr 2019 exportiert wurde.

Die Vorräte sind knapp in ganz Europa, denn auch die großen skandinavischen Holzindustrien bevorzugen laut dem DHWR die lukrativeren Absatzmöglichkeiten durch die USA und China. Des Weiteren bleibt auch der gewohnte Holzfluss aus Russland aus, denn bei einer Ministerratssitzung am 29. September hat der russische Präsident Wladimir Putin ein Exportverbot für Rundholz verfügt – mit dem Ziel, die russische Forstwirtschaft zu entkriminalisieren.

Gestiegene Nachfrage auch in Deutschland

Grundsätzlich ist in Deutschland laut dem DHWR genug Holz vorhanden. In 120 Tagen wächst im deutschen Wald der jährliche Holzbedarf für 350.000 Wohnungen nach. Der DHWR betont, dass nicht nur der Export dafür sorgt, dass diese Massen nicht mehr ausreichen. Auch die Einschränkung der (Reise-)Mobilität, die Homeoffice-Regelungen und Kurzarbeit wecken das Bedürfnis zum Renovieren des eigenen Zuhauses. Dies führte zu einer Steigerung des Holzbedarfs in Baumärkten um 24,8 Prozent. Das für Holz zuständige Bundeslandwirtschaftsministerium verwies auf einen „Do-It-Yourself-Boom“ der „insgesamt bei allen Baustoffen zu Preissteigerungen und teilweise Lieferengpässen führt“.

Der Bundesrat hat entschieden, den Einschlag von gesunden Fichten zu begrenzen. Das sogenannte Forstschäden-Ausgleichsgesetz besagt, dass der Einschlag von gesunden Fichten von Oktober letzten Jahres bis September 2021 auf 85 % des mehrjährigen Mittels beschränkt ist. Umweltministerin Heinen-Esser beschreibt die Verordnung als “[…] einen wichtigen Beitrag zur Schadensbewältigung”, denn durch die Beschränkungen wird der Absatz von Schadholz gefördert. Die Bundesregierung begünstigt weltweit mit ihren Beschaffungsregeln für Holz und Holzprodukte die nachhaltige Waldbewirtschaftung.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Holzpreis steigt, da die große Nachfrage und das geringe Angebot des Rohstoffes Holz derzeit nicht kompatibel sind. Das führt zu einem sogenannten „Nachfrageboom“. Der Nachfrageboom und die aktuellen Engpässe sind auf eine Wechselwirkung vieler Multiplikatoren zurückzuführen und im besten Fall nur eine temporäre Erscheinung.