Holz wird als Werkstoff immer beliebter. Das gilt besonders für den mehrgeschossigen Gebäudebau. Gebäude aus Holz liegen zwar im Trend, jedoch nicht ohne Vorbehalte. Diese Vorbehalte liegen hauptsächlich beim Brandschutz. Wie sieht es mit der Brandgefahr aus? „Holzbau und Brandschutz, das wird panisch diskutiert“, erklärt Herbert Duttlinger von Holzbau Kaiser.

Die Feuerwehrweisheit

Viele Bauherren haben bedenken eine Feuerfalle zu bauen. Doch diese Einschätzung ist unter Berücksichtigung der heutigen Bauweisen ein Trugschluss. Denn, wie eine alte Feuerwehrweisheit besagt: “Holz brennt sicher”. Stahl versagt im Brandfall eher, da es unabsehbar und unkontrollierter abbrennt als Holz. Das Versagen einer Konstruktion aus Holz kündigt sich nämlich an und ist viel besser einschätzbar.  

Feuerwehr Einsatzleiter Jürgen Wettlaufer erklärt außerdem, dass der Holzbau für die Feuerwehr „letztlich kein größeres Problem“ darstelle, denn „Wir brauchen keine neue Technik, wir können das Löschmittel Wasser verwenden, wir müssen uns über keine neuen Taktiken Gedanken machen.“ Feuerwehrleute löschen also viel lieber in einem Holzgebäude als in einem aus Stahl, erklärt Lukasz Wagner, Business Development Manager bei Fire Stop aus Polen, denn

“Gebäude aus Beton oder Stahl sind gegenüber Holzbauten bei einem Brand einem zusätzlichen Risiko ausgesetzt: Der Beton erhitzt sich, das im Beton enthaltene Wasser verwandelt sich in Dampf und sprengt Betonteile ab. Bewehrungseisen werden freigelegt und ihre Festigkeit nimmt ab. Unter dem Druck von schwerem Beton führt das möglicherweise zum Einsturz des Gebäudes”.

Brennende Holzgebäude verhalten sich anders, denn “Das Feuer verbrennt Holz langsam von außen nach innen. Die Tragfähigkeit von Holzkonstruktionen ist länger gewährleistet, so dass die Struktur nicht überraschend zusammenbricht.“ 

Doch woran liegt das?

Hölzer haben eine bekannte Abbrandrate und Brandtemperatur. Außerdem haben Holzbauteile einen verhältnismäßig hohen Feuerwiderstand. Holz brennt relativ langsam ab und leitet Wärme nicht besonders gut weiter. So bleiben Holzbauteile lange formstabil. Die Holzbauteile selbst werden durch die einsetzende Holzkohlebildung durch die Verkohlung des brennenden Holzes geschützt, dies verlangsamt das Abbrennen des Materials zusätzlich.

Holz hilft sich im Brandfall selbst. Das heißt durch die erwähnte Verkohlungsschicht, die sich exakt nach dem Brandverlauf berechnen lässt, schützt es über einen definierten Zeitraum den tragenden oder raumabschließenden Holzkern vor dem Einsturz oder dem Durchbrand. Zu dem statisch erforderlichen Holzquerschnitt wird der z.B. für 90 Minuten Branddauer errechnete Abbrand addiert und damit sichergestellt, dass das Gebäude innerhalb dieser Zeit weder einstürzt, noch bevor sich Brände in andere Brandabschnitte ausbreiten können.

Holz ist höchtens “normal entflammbar”

Laut der europäischen Klassifizierungen gilt Holz immer als höchstens „normal entflammbar“. Holz hat also selbst was den Brandschutz betrifft seine Qualitäten. Der Brandschutz funktioniert selbst bei mehrgeschossigen Holzbauten bei entsprechender Ausführung.

Der Brandschutz im mehrgeschossigen Holzbau ist heute noch etwas komplexer als im klassischen Massivbau: Das liegt aber nicht an einer Brandgefahr, sondern daran, dass  zugelassene Produkte und Standards fehlen. 

In der Planungsphase eines Holzgebäudes gibt es eine Menge Faktoren zu berücksichtigen. Das gilt für baurechtliche Vorgaben, aber auch für die Frage, welche Produkte sich für Holzbauten am besten eignen. Um sicher zu gehen, dass Brandschutzlösungen auch wirklich eine Ausweitung eines Feuers in andere Gebäudeteile verhindern, müssen sie gründlich auf verschiedenste Eigenschaften geprüft werden, denn es gibt Brandschutzprodukte mit denen man Risiken minimiert. 

Das Material des Produkts muss selbst schwer entflammbar sein, und unter anderem auch gefährliche Gase abschotten. Denn Rauchgas stellt im Brandfall die größte Gefahr dar. Deshalb werden alle Brandschutzprodukte auf ihre Rauchgas-Dichtigkeit anhand einer in der Luftfahrt verwendete Prüfnorm zur Einschätzung des Gesundheitsrisikos reagierender Brandschutzprodukte untersucht. 

Dass Holz ein brennbarer Baustoff ist, muss somit bei dem Entwurf brandsicherer Gebäude berücksich­tigt werden. Daher sind bestehende Fluchtwege aus nicht brennbaren Oberflächen, um Bereiche wie Flure und Treppenräume von der Brandlast frei zu halten, zu empfehlen. Treppentürme zum Beispiel, sind meist aus Stahlbeton gefertigt. 

Das Klassifizierungssystem

Ebenso sollte man im mehrgeschossigen Holzbau die sichtbaren Holzoberflä­chen begrenzen, um ein Mitbrennen aller Raumoberflächen zu verhindern. Die Brennbarkeitsklassen der Baustoffe werden heute nach eu­ropäischen Normen geprüft und klassifiziert. Das europäische Klassifizierungssystem regelt zusätzlich zum Brandverhalten die Brandnebenerscheinungen. Die europäische Klassifizierung für die meis­ten der Holzbaustoffe lautet D-s2,d0, das heißt der Holzbaustoff ist „normal entflammbar“, und besitzt die Rauchentwicklungsklasse 2.

Eine sorgfältige Pla­nung, sowie eine hinreichende Überwachung von Fertigung und Ausführung sind in jedem Fall erforderlich, um die angestrebten Sicherheiten dauerhaft zu erreichen. Seit Juli 2021 gilt die Muster-Holzbau-Richtlinie (MHolzBauRL), die neue Möglichkeiten für den mehrgeschossigen Holzbau bietet. Die neue Muster-Holzbau-Richtlinie enthält grundlegende Neuerungen und regelt die brandschutztechnischen Anforderungen an Bauteile und Außenwandbekleidungen in Holzbauweise. Die neuen Möglichkeiten gelten sowohl für die Holzrahmen- und Holztafelbauweise, aber vor allem auch für die Holzmassivbauweise sowie für Holz-Hybridbauweisen.

Wir halten fest: 

Anhand der Faktenlage und Sicherheitsstandards ist der Holzbau als sehr gut kalkulierbar zu bezeichnen. Im Brandfall ist ein Ablöschen nachgewiesen einfach und auch die Gefahr ei­ner internen Brandweiterleitung ist nicht gegeben. Dass für Gebäude aus Holz sichere Brandschutzlösungen gefunden werden können, beweisen zusätzlich zahlreiche Bauwerke, wie zum Beispiel das Skaio Holzhochhaus in Heilbronn. Mit neuen Erkenntnissen, Standards und Zulassungen, steht einer weit größeren Nutzung von Holz nichts mehr entgegen. Gerade für den Brandschutz ist es wichtig, die Anforderungen bereits in den Entwurfsprozess einfließen zu lassen. Dies und die frühzeitige Absprache mit den Genehmi­gungsbehörden führen zu vielversprechenden und ökono­misch sinnvollen Lösungen.