Rund ein Drittel von Deutschland ist bewaldet. Die Mischwälder bedecken einen Flächenanteil von 76 Prozent des deutschen Waldes. Doch das Extremwetter der vergangenen drei Jahre, ausgelöst durch den Klimawandel, stellen ein anhaltendes Problem dar. Stürme, Dürre und der Borkenkäfer haben zu massiven Schäden geführt: rund 280.000 Hektar Wald müssen wiederbewaldet werden. 

Das größte ökologische Waldumbauprogramm

Die Waldzustandserhebung 2020 bestätigt mit seinen Resultaten den schlechten Zustand und die bisherigen Werte der Waldzustandserhebung für 2021. Zusammen sieht dies nicht vielversprechend aus. Um unsere Wälder zu erhalten, müssen sie zu klimastabilen Mischwäldern werden. Aus diesem Grund hat das Bundeswaldministerium mit 1,5 Milliarden Euro das größte ökologische Waldumbauprogramm in der Geschichte Deutschlands gestartet.

Das Ziel dieser Waldstrategie ist es, die Wälder Deutschlands mit ihren vielfältigen Ökosystemleistungen zu erhalten. Dies ist sowohl von Bedeutung für Mensch, Natur sowie Wirtschaft. Die Wälder müssen an die sich ändernden klimatischen Bedingungen angepasst werden. Nur so können unsere Wälder langfristig erhalten werden, um auch für künftige Generationen notwendige Leistungen erbringen zu können.

Die Waldstrategie 2050

Die Waldstrategie 2050 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft kurz BMEL gibt die strategische Ausrichtung der nationalen Waldpolitik vor und zeigt in zehn Handlungsfeldern die Aufgaben des Bundes, um den Wald in Zeiten des Klimawandels zu erhalten und zu entwickeln. Denn nur Wälder, die bestmöglich an den Klimawandel angepasst sind, erbringen die von der Gesellschaft nachgefragten, vielfältigen Ökosystemleistungen dauerhaft. Damit trägt die Waldstrategie dazu bei, dass auch für künftige Generationen die gleichen Chancen und Nutzungsoptionen erhalten bleiben wie für lebende.

Die zehn Handlungsfeldern

  1. Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel
  2. Biodiversität und Waldnaturschutz
  3. Holzerzeugung und -verwendung
  4. Erholung, Sport und Gesundheit
  5. Boden und Wasser
  6. Waldentwicklung, nachhaltige Bewirtschaftung und Jagd
  7. Waldeigentum und neue Wertschöpfung
  8. Waldarbeit, Digitalisierung und Technologie
  9. Forschung und Entwicklung
  10. Kommunikation und Information

Bundeswaldministerin Julia Klöckner hat die nationale Waldstrategie 2050 des Ministeriums gemeinsam mit Prof. Dr. Andreas Bolte, Leiter des Instituts für Waldökosysteme am Thünen-Institut, vorgestellt. Es geht vor allem darum, auf welche Art und Weise die Wälder an den Klimawandel anpasst werden und wie damit eine nachhaltige Waldbewirtschaftung garantiert wird. Der Wald soll als wertvoller Erholungsort dienen und auch dafür sorgen, dass Holz und Holzprodukte dauerhaft CO2 speichern. In erster Linie muss also ein Bewusstsein für den Wert des Waldes geschaffen werden.

Frau Klöckner und Herrn Prof. Dr. Bolte bezeichneten den Wald in ihrer gemeinsamen Rede als “Multitalent”, das gestärkt und für die kommenden Generationen erhalten werden muss. Dies sei der Inbegriff von “Nachhaltigkeit“, so Julia Klöckner. 

Prof. Dr. Andreas Bolte betont ebenfalls „Die Wiederbewaldung und Waldanpassung sind die Schlüsselaktivitäten im Kampf für einen Klimaschutz mit Wald. Dafür brauchen wir die richtige Forschung und Entwicklung. Und es ist wichtig, dass wir alle Akteure gleichermaßen mitnehmen. Die Waldstrategie zeigt den Weg dahin.“

In Deutschland liegen laut dem BMEL für die Entwicklung von Klima, Wald und Holzaufkommen etablierte methodische Ansätze und Ergebnisse vor, die man im Kampf gegen den Klimawandel nutzen kann. Dafür müssen unter anderem die Bauordnungen der Länder an die neuesten wissenschaftliche Erkenntnisse angepasst werden, sodass die Verwendung von Holz im Bau weiter voranschreitet. Der Forst- und Holzsektor stellt in Deutschland die wichtigste Treibhausgassenke dar. Ohne die Forstwirtschaft und Holzverwendung wären die jährlichen nationalen THG-Emissionen etwa 14 % höher. 

Das langfristige Ziel

Klimawandel und Klimaschutz sind weit oben auf der politischen Agenda. Deutschland hat sich daher international verpflichtet, seine THG-Emissionen bis zum Jahr 2050 um 80 bis 95 % zu reduzieren. Darüber hinaus hat sich die Bundesregierung auf dem Klimagipfel der Vereinten Nationen am 23. September 2019 in New York dazu bekannt, Treibhausgasneutralität bis 2050 als langfristiges Ziel zu verfolgen (KSG 2019). Dies erfordert eine tiefgreifende Transformation des gesamten Energie- und Wirtschaftssystems hin zu einer drastisch emissionsreduzierten Volkswirtschaft.

Die Klimaprojektionen für Deutschland erwarten einen deutlichen Temperaturanstieg bei gleichzeitig veränderten jährlichen Niederschlagsverteilungen. Hinzu kommt ein gehäuftes Auftreten von Witterungsextremen wie Trockenperioden, Starkregenereignissen oder Stürmen. Die Dürrejahre 2018/19 lassen sich als ein Vorbote der künftigen Entwicklungen betrachten. Der Erkenntnisstand über die Folgen des Klimawandels hat sich im letzten Jahrzehnt deutlich geändert und so auch zur Waldstrategie 2050 geführt.

Die Zukunft

Die Wälder in Deutschland sind mit ihren vielfältigen Ökosystemleistungen für den einzelnen Menschen und die Gesellschaft von enormer Bedeutung, weshalb eine “nachhaltige” Nutzung notwendig ist. Damit bleiben auch für künftige Generationen die gleichen Chancen und Nutzungsoptionen erhalten. Wie bereits Bundespräsident Steinmeier in seiner Weihnachtsansprache 2017 sagte: „Zukunft ist kein Schicksal!“.