Auch das deutsche Handwerk ist nicht unversehrt durch die Corona-Pandemie gekommen. Das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung gab in seinem aktuellen Handwerksbericht jedoch bekannt, dass das deutsche Handwerk im Vergleich zur Gesamtwirtschaft um einiges besser durch die Krise gekommen ist. Auch die Zukunftsaussichten des deutschen Handwerks sehen sehr vielversprechend aus. 

Das Handwerk konnte seine Umsätze trotz der pandemischen Lage im Jahr 2020 nach Berücksichtigung von Preissteigerungen um 0,9 Prozent erhöhen. Für das vergangene Jahr 2021 rechnet das RWI weiter mit einer Umsatzsteigerung um rund drei Prozent. Auch die Aussichten für die kommenden Jahre bleiben nach der Beurteilung des RWI vielversprechend.

Die allgemeine Auftragslage im Handwerk stieg während der Krise rapide an, „allerdings gab es im Handwerk diverse Lieferengpässe, was insbesondere zu stark steigenden Preisen für Materialien führte und somit die wirtschaftliche Tätigkeit dämpfte“, so das RWI.

Steigerung der Handwerksumsätze

Dennoch verzeichnet die Handwerksbranche bis heute große Gewinne in den von Corona geprägten Jahren. „Das Handwerk erwies sich somit im Vergleich zur Gesamtwirtschaft als stabiler“, schlussfolgerte das RWI. Für 2022 rechnet das RWI mit einer verbesserten Wirtschaftslage für die Handwerksbranche und einer Steigerung der Handwerksumsätze auf mindestens fünf Prozent. „Die Preise werden weiter steigen, allerdings nicht mehr so stark wie 2021, da die Materialengpässe und Lieferketteneinschränkungen allmählich wieder zurückgehen dürften.“

Alles spricht für eine positive wirtschaftliche Entwicklung im Handwerkssektor. Die aktuelle Klimapolitik mit den Maßnahmen für die Gebäudesanierung und dem Infrastrukturinvestitionsstau, dürfte zu einer steigenden Nachfrage von Handwerksleistungen führen. Herausforderung für das Handwerk ist es die möglichen Wachstumspotenziale auch zu nutzen. Dafür sei es wichtig, „Fachkräftegewinnung und -bindung, Steigerung der Innovationsfähigkeit, Eindämmung der Marktanteils- verluste an das Nicht-Handwerk erfolgreich zu meistern„.

Konjunkturumfrage der Handwerkskammer

Die Zahlen belegen: Die Auftragslage ist trotz Corona gut. Das bestätigen auch zwei von drei Betrieben laut der aktuellen Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Ulm. Sie beschreiben die Geschäftslage im vierten Quartal 2021 als gut. Auch aus dieser Umfrage geht hervor, dass ausschließlich die Materialknappheit und der Fachkräftemangel hinderlich für die Handwerksbranche seien.

Steigende Materialpreise sowie die zunehmende Inflation wirken sich auf die generelle Investitionsbereitschaft der Kund:innen aus, was wiederum Konsequenzen für die Handwerksbetriebe selbst nach sich zieht. „Es sind unsichere Zeiten. Corona-Pandemie, Preissteigerungen, Materialknappheit und Lieferschwierigkeiten machen es den Handwerksbetrieben […] nicht leicht. Trotzdem ist die Stimmung in den Betrieben größtenteils gut. Das heißt: Das Handwerk ist ein krisensicherer Arbeitgeber.“, sagt Günter Gebauer, Vorstandsmitglied der Handwerkskammer Ulm.

Beschäftigungszuwachs

Zum Jahresende 2021 hat es im Handwerk einen leichten Beschäftigungszuwachs gegeben. “Fachkräfte und junge Menschen, die eine Ausbildung im Handwerk beginnen möchten, sind […] willkommen und machen nichts falsch”, so Günter Gebauer. Grundsätzlich gilt laut dem Geschäftsführer des Thüringer Handwerkstags, Thomas Malcherek, dass viele Baumaterialien beschaffbar seien, jedoch oft teurer als gewohnt sind.

Das sorgt wiederum für längere Wartezeiten und für steigende Kosten auf Seiten der Kund:innen. Befragungen zufolge gibt es Lieferengpässe verstärkt bei Stahl und Metallteilen, aber auch bei Holz, elektronischen Bauteilen oder Kunststoffteilen.“Da besteht ein erheblicher Preisdruck, der sicher auch irgendwann weitergegeben werden muss”, sagte der Geschäftsführer des Handwerkstags. 

Neue Herausforderungen

Die Baubranche steht somit vor einer bisher unbekannten Situation, da es solche Engpässe bisher nie in diesem Ausmaß gab. Aus diesem Grund werden immer mehr Verträge mit einer “Preisgleitklausel” versehen, so Thomas Malcherek. Bei Vertragsabschluss gilt demnach der Tagespreis für Material. Lieferengpässe und Nachschubprobleme verlangsamen die Arbeit der Handwerker:innen.

Wegen fehlender Materialien besteht die Möglichkeit, dass Handwerksbetriebe die Nachfrage nicht so schnell wie bei intakten Lieferketten bedienen können. Handwerker:innen arbeiten demnach weiter an der Kapazitätsgrenze, sind aber gut vorbereitet und können dem Druck durch die Corona Pandemie standhalten und blicken zuversichtlich auf das Jahr 2022.