Der Handwerksverband gibt bekannt, dass das Handwerk stark von der aktuellen Omicron-Welle betroffen ist. Die Corona-Pandemie führt zu erheblichen Personalproblemen im deutschen Handwerk. Es fehlen deutlich mehr Mitarbeiter:innen und der Umsatz geht zurück. Das ist das Ergebnis einer bundesweiten Umfrage des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH). Daran beteiligten sich bundesweit rund 2.800 Unternehmen. Fazit: Noch nie waren während der Corona-Krise so viele Unternehmen von Personalengpässen betroffen wie aktuell. 

Die Umfrage 

Die Umfrage zeigt, dass in den ersten fünf Wochen des Jahres 2022 pro Betrieb durchschnittlich drei Quarantänefälle verzeichnet wurden. Im Zeitraum zwischen Juni und Ende Dezember 2021 waren es hingegen durchschnittlich zwei Fälle pro Unternehmen.  Aufträge könnten sich so verzögern oder abgelehnt werden. Die Omikron-Welle hat deutliche Spuren im Handwerk hinterlassen. Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer sagte der Deutschen Presse-Agentur in Berlin: „Es ist zu massiven Quarantäne- und krankheitsbedingten Ausfällen von Beschäftigten in unseren Handwerksbetrieben gekommen und die Umsätze und Auftragsbestände sind wieder bei deutlich mehr Betrieben als noch im Sommer und Herbst zurückgegangen”.

Hinzu kommen Probleme durch stagnierende Lieferketten. All dies wird die Handwerkskonjunktur bremsen und den konjunkturellen Erholungsprozess weiter verzögern. „Es ist schon jetzt absehbar, dass die Konjunkturdynamik im ersten Quartal ausfallen wird“, fügte er hinzu. Ein Teil der Unternehmen wird daher über den März hinaus auf Förderprogramme der Bundesregierung angewiesen sein.

Wie groß ist der Personalmangel?

​​Wie die Umfrage verdeutlicht, sind mehr als zwei Fünftel der Handwerksbetriebe von Corona-bedingtem Personalmangel beziehungsweise von Personalausfällen betroffen. Im Vergleich zur Befragung im August 2021 hat sich der Anteil laut Auswertung des ZDH auf 43 Prozent verdreifacht.. Die meisten Unternehmen mit Personalmangel aufgrund von Corona sind derzeit im Bau-, Lebensmittel- und Kfz-Handwerk sowie im Handwerk für den gewerblichen Bedarf tätig. Mindestens 50 Prozent der Unternehmen dort sind betroffen.

Umsatzeinbußen

Die hohe Infektionsdynamik und strenge Schutzmaßnahmen haben bei vielen Unternehmen zu Umsatzeinbußen geführt. So lagen fast 40 Prozent der Umsätze im Januar unter dem entsprechenden Vorjahreszeitraum. Bei 17 Prozent waren die Umsätze höher als im Vorjahreszeitraum. Die Umsatzeinbußen bei den betroffenen Unternehmen liegen im Schnitt bei 37 Prozent und damit etwas höher als im August 2021. Besonders hoch war dies mit 45 Prozent im Baugewerbe, wo neben dem Infektionsgeschehen auch Probleme in den Lieferketten bemerkbar sind. Gleichzeitig rechnen viele Handwerksbetriebe nach zuletzt rückläufigen Aufträgen durch die Omicron-Welle zum Quartalsende wieder mit mehr Aufträgen.

Kurzarbeit und Entlassungen

Um Mitarbeiter möglichst halten zu können, nutzten immer mehr betroffene Unternehmen Instrumente wie den Abbau von Arbeitszeitkonten. Um die schwierige Zeit zu überbrücken und Entlassungen zu vermeiden, greifen einige Unternehmen zusätzlich erneut auf Kurzarbeit zurück. Demnach wurden nur in jedem 20. Handwerksbetrieb Mitarbeiter gestrichen. Dies gilt insbesondere für die Gewerbe, die, wie bereits erwähnt, von starken Corona-Einschränkungen betroffen sind.

Corona-Nothilfe

Der Handwerkspräsident sprach sich für Verbesserungen bei der Rückzahlung der kurz nach Ausbruch der Pandemie gewährten Corona-Soforthilfe ab Frühjahr 2020 aus. Nach über zwei Jahren Pandemie sind die Reserven in den von der Krise besonders betroffenen Gewerben oft erschöpft. Die Möglichkeit der Rückzahlung von Hilfsgeldern  kann für Unternehmen existenziell sein. Zudem drohen Unternehmen Zinszahlungen von bis zu fünf Prozent. Wie die Umfrage zeigt, geben rund 40 Prozent der Unternehmen an, Soforthilfe erhalten zu haben. Gut die Hälfte von ihnen gibt an, die Hilfsgelder ganz oder teilweise zurückzahlen zu müssen. In vielen Fällen ist eine Zahlung per Ratenzahlung nicht möglich, was sich wiederum viele der Befragten Unternehmen wünschen würden. Bund und Länder haben den Notstand durch die Omicron-Welle inzwischen erkannt und arbeiten an Lösungen.