In den geschützten Wäldern Rumäniens wachsen seit Jahrhunderten Fichten, Eichen und Buchen. Diese benötigen wir in unserem Kampf gegen den Klimawandel. Denn der Klimawandel kann nur mit Hilfe von Bäumen und Pflanzen erfolgreich gestoppt werden. Aber Rumäniens Wälder werden illegal gerodet, und lokale Unternehmen profitieren davon. Vielen Unternehmen wie IKEA wird systematisches Greenwashing und Raubbau an der Natur vorgeworfen. Die illegale Rodung wird der Holzmafia zugeschrieben. Aber was genau ist eine Holzmafia?
Eine kriminelle Organisation
Die rumänische Holzmafia ist seit Jahren dafür bekannt, illegales Holz zu fällen und mit falschen Deklarationen weiterzuverkaufen. Die Holzmafia besteht aus skrupellosen Geschäftsleuten oder Familienclans, die ihren Reichtum auf der Zerstörung des Dschungels gründen. Die Korruption wurde von Organisationen wie Greenpeace unter die Lupe genommen. Auch viele Journalisten versuchen regelmäßig, die kriminellen Machenschaften aufzudecken. Aber Journalisten, die versuchen, die Verbrechen der Holzmafia aufzudecken, werden ebenso angegriffen wie Polizisten und Regierungsmitglieder.
Die Waldgebiete in Rumänien stehen teilweise unter dem Schutz der Europäischen Union, aber nicht immer ist die Abholzung illegal. Eine begrenzte Anzahl ist zulässig. Eine wissenschaftliche Studie von Umweltorganisationen zeigt, dass die Fläche der rumänischen Wälder in den vergangenen 15 Jahren um zwei Drittel geschrumpft ist. Nach Angaben der rumänischen Umweltbehörde wurde jeder zweite Baum illegal gefällt. Illegaler Holzeinschlag ist in Osteuropa weit verbreitet. Übermäßiger Holzeinschlag ist auf der ganzen Welt illegal, aber Rumäniens Wälder sind besonders bedroht, weil sie mit alarmierender Geschwindigkeit verschwinden.
Journalisten decken auf
Die RTL-Reporter Maik Meuser und Torsten Misler berichteten, wie Menschen bedroht werden und wie „normal“ Korruption, Verschleierung und Gewalt in Rumänien sind. Die Holzmafia hinterlässt ihre Spuren, aber niemand wagt es, dagegen vorzugehen. Innerhalb eines Jahres gab es mehr als 600 registrierte bewaffnete Angriffe mit Äxten, Messern und Schusswaffen, berichtete beispielsweise der «SRF Kassensturz».
Alexander von Bismarck ist Chef der Environmental Investigation Agency und seit Jahren der Holzmafia auf der Spur. Die Dokumentation „Wood: The Stolen Forest“ begleitet ihn bei Ermittlungen rund um die Welt und erlaubt tiefgehende Einblicke im Kampf gegen die Holzmafia. Waldraub ist nach einigen Schätzungen der viertgrößte illegale Handel der Welt. Ein Milliardengeschäft mit katastrophalen Folgen für Mensch und Umwelt. Im Jahr 2018 stellte ein interner Bericht der Regierung fest, dass in vier Jahren 38,6 Millionen Kubikmeter Holz gefällt, aber nur die Hälfte genehmigt worden waren.
Die Tarnung
Illegaler Holzeinschlag wird auf verschiedene Weise getarnt. Die gebräuchlichste Methode besteht darin, mehr Holz zu schlagen, als vorab genehmigt wurde. Um zu beweisen, dass sie sich an das Gesetz halten, müssen Holzfäller ihre Ladung fotografieren und die Bilder in eine Datenbank hochladen, die auch die Genehmigung erfasst. Doch wie mittlerweile weltweit bekannt ist, lassen sich Fotos sehr leicht manipulieren.
Ist ein gefällter Baum unterwegs, kann seine illegale Herkunft schnell nicht mehr festgestellt werden. Es wird zu Schnittholz, Spänen oder Spanplatten verarbeitet und an einen Hersteller weiterverkauft, der daraus Möbel herstellt. Mit jedem Glied dieser Kette wird der Herkunftsort des Holzes weniger klar. Oft ist auf dem angegebenen Produkt nur der Ort des letzten Produktionsschrittes angegeben.
2020 leitete die EU ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Rumänien ein. Das Land hatte für Genehmigungen keine Umweltprüfungen durchgeführt und Teile unter dem EU-Programm geschützter Gebiete abgeholzt.
Ist IKEA Profiteure der Holzmafia?
Nicht nur die Holzmafia, auch der schwedische Möbelriese IKEA steht in Rumänien wegen seiner Abholzungspraktiken in der Kritik. Einer der größten Profiteure der rumänischen Holzindustrie ist der weltgrößte Möbelhersteller IKEA. IKEA besitzt schätzungsweise 50.000 Hektar Wald in Rumänien und ist der größte private Waldbesitzer des Landes. Die Organisation „Agent Green“ wirft IKEA auf Basis eigener Recherchen vor, systematisch Umweltstandards zu beschmutzen und damit nicht nur gegen die eigenen Richtlinien, sondern auch gegen die Bestimmungen des FSC-Gütesiegels sowie europäisches und internationales Recht zu verstoßen. Was sagt Ikea zur Rodung? Die Ikea-Pressestelle versichert, dass alle geltenden Gesetze eingehalten werden und keine Urwälder betroffen sind. Laut der Pressestelle pflanzt Ikea mehr Setzlinge, als Bäume gefällt werden.
Beim Weltklimagipfel in Glasgow haben sich mehr als 100 Länder zum Schutz der Wälder verpflichtet, doch die Zerstörung geht weiter.