Städte bauen viel zu wenig Wohnungen
Die Wohnungsnot in Deutschland ist ein drängendes Problem, das besonders in Ballungsräumen immer akuter wird. Der Bedarf an neuen Wohnungen und Häusern ist in den letzten Jahren stark gestiegen, während das Angebot nicht mithalten konnte. Für Zimmerleute und andere Handwerker birgt diese Situation sowohl Herausforderungen als auch Chancen. Eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) beleuchtet die Hintergründe und Ursachen dieses Missstands.
Ursachen der Wohnungsnot
Seit der Zinswende im Jahr 2022 erlebt Deutschland einen massiven Einbruch der Wohnungsbautätigkeit. Die Genehmigungszahlen für Neubauten, die Auftragseingänge im Bau und die Finanzierungsvolumina sind um rund ein Drittel zurückgegangen. Diese Rückgänge treffen auf eine stark wachsende Nachfrage nach Wohnraum, die im Niedrigzinsumfeld und durch nicht mithaltende Bautätigkeit zu steigenden Kaufpreisen und Mieten geführt hat.
Ein weiterer Faktor, der die Lage verschärft hat, ist die unerwartet hohe Zuwanderung nach Deutschland. Seit Februar 2022 kamen aufgrund des Russland-Ukraine-Krieges etwa 1,3 Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine nach Deutschland. Insgesamt wurde die Zuwanderung um 1,5 Millionen Personen unterschätzt, was den Druck auf den Wohnungsmarkt weiter erhöht.
Der Bedarf an neuen Wohnungen
Um die angespannte Situation auf dem deutschen Wohnungsmarkt zu entspannen, müsste die Bautätigkeit insbesondere in den Großstädten deutlich erhöht werden. Der Bedarf an neuen Wohnungen ist enorm: Von 2021 bis 2025 werden jährlich 372.000 neue Wohnungen benötigt. Doch die aktuelle Bautätigkeit deckt nur 79 % dieses Bedarfs. Besonders gravierend ist die Unterdeckung in den größten sieben Städten des Landes, wo die Quote bei lediglich 59 % liegt. In Städten wie Köln und Stuttgart ist die Bautätigkeit sogar auf einem historischen Tiefstand: Im Zeitraum von 2020 bis 2023 wurden dort nur 37 % bzw. 43 % der benötigten Wohnungen errichtet.
Handlungsbedarf und Chancen für Zimmerleute
„Wir müssen die Bautätigkeit jetzt deutlich steigern“, sagt Michael Voigtländer, Immobilienmarktexperte des IW und Autor der Studie. Dieser Appell richtet sich nicht nur an die Politik, sondern auch an die Handwerker und Zimmerleute, die als zentrale Akteure im Bauwesen gefragt sind. Es braucht sowohl kurzfristige Impulse als auch strukturelle Reformen, um den Wohnungsbau zu stärken.
Für Zimmerleute bedeutet dies eine erhöhte Nachfrage nach ihren Dienstleistungen und Fähigkeiten. Der Bau neuer Wohnungen, insbesondere in den dringend benötigten Metropolregionen, bietet zahlreiche Projekte und langfristige Aufträge. Gleichzeitig stehen Zimmerleute vor der Herausforderung, effizient und kostengünstig zu arbeiten, um den Bau von preiswertem Wohnraum zu ermöglichen.
Innovative Lösungsansätze
Um den Neubau von Wohnungen anzukurbeln, setzen Städte und Politik auf Förderprogramme und finanzielle Unterstützung. So hat die Stadt Düsseldorf ein Förderprogramm für rund 800 Miet- und 100 Eigentumswohnungen gestartet, das durch zinslose Darlehen und gedeckelte Mieten den Bau neuer Wohnungen attraktiver machen soll. Solche Initiativen schaffen zusätzliche Anreize für Handwerksbetriebe, sich stärker im Wohnungsbau zu engagieren.
Herausforderungen und Chancen für Zimmerleute
Die Wohnungsnot in Deutschland stellt eine große Herausforderung dar, bietet aber auch enorme Chancen für Zimmerleute und andere Handwerker. Durch eine erhöhte Bautätigkeit können sie einen entscheidenden Beitrag zur Lösung des Problems leisten. Gleichzeitig profitieren sie von einer stabilen Auftragslage und der Möglichkeit, innovative Bauprojekte umzusetzen. Es ist an der Zeit, dass Handwerker gemeinsam mit Politik und Bauherren an einem Strang ziehen, um die Wohnungsnot in den Griff zu bekommen und für eine nachhaltige Entspannung auf dem Wohnungsmarkt zu sorgen.