Die Sonne brennt – Deutschland ächzt unter der Hitzewelle

Kaum ist der Sommer so richtig da, zeigt er uns gleich, was er kann: Diese Woche hat das Thermometer schon morgens um 9 Uhr vielerorts die 30-Grad-Marke geknackt, im Tagesverlauf kletterten die Temperaturen auf über 35 Grad. Eine Hitzewelle ist schön fürs Freibad – weniger schön für alle, die draußen arbeiten müssen. Während andere ins klimatisierte Büro fliehen oder Homeoffice machen, schuften Zimmerer und Dachdecker weiter auf den Baustellen – direkt unter der Sonne. Für sie ist die Hitze nicht nur unangenehm, sondern auch ein handfestes Risiko.

Dächer heiß wie eine Bratpfanne

Besonders Dachdecker trifft die aktuelle Hitzewelle hart. Auf dem Dach gibt es keinen Schatten, stattdessen knallt die Sonne den ganzen Tag drauf. Bis zu 80 Grad kann so ein Dach erreichen! Kein Wunder, dass viele Betriebe ihre Arbeitszeiten schon angepasst haben: Statt um 7 Uhr, geht’s jetzt oft schon um 6 Uhr los – dafür ist dann mittags Feierabend. Blöd nur: Viele Maschinen dürfen aus Lärmschutzgründen erst ab 7 oder 9 Uhr angeworfen werden. Auch hier heißt es also oft improvisieren.

Hitzewelle? Gefährlich auf dem Bau?

Hohe Temperaturen belasten den Körper enorm. Laut BG Bau kann Hitze zu Hitzschlag, Sonnenstich und Kreislaufzusammenbruch führen – im schlimmsten Fall tödlich. Rund 4.500 Menschen sterben jedes Jahr in Deutschland an den Folgen extremer Hitze, berichtet das Robert-Koch-Institut. Dazu kommt: Bei Hitze sinken Konzentration und Reaktionsfähigkeit – die Zahl der Arbeitsunfälle steigt. Also höchste Zeit, sich zu schützen.

Tipps, wie ihr euch auf der Baustelle gegen die Hitzewelle wappnet

 Weniger ist manchmal mehr

„Mach mal halblang“ – klingt banal, ist aber der wichtigste Tipp. Wer langsamer arbeitet, produziert weniger Körperwärme. Auch regelmäßige Pausen im Schatten sind Pflicht, nicht Luxus.

Früher anfangen oder später aufhören

Weitsichtige Betriebe legen Arbeitszeiten in die kühlen Morgen- oder Abendstunden. Tipp: Arbeiten auch nach dem Schattenverlauf planen.

Direkte Sonne meiden

Schattenspender wie Sonnensegel oder Wetterschutzzelte helfen, UV-Strahlung zu reduzieren. Trotzdem gilt: Immer gut eincremen! Hautkrebs entsteht vor allem durch lebenslange Sonnendosis.

Hitzequellen reduzieren

Nicht noch zusätzlich aufheizen: Wo es geht, Maschinen mit starker Wärmeabstrahlung vermeiden. Im Baucontainer? Dann bitte Fenster zu und Klima an, nicht umgekehrt.

Viel trinken

Die BG Bau empfiehlt bei Hitze 3–5 Liter pro Tag. Faustregel: Alle 15–20 Minuten ein Glas Wasser. Der Arbeitgeber muss übrigens dafür sorgen, dass ihr immer genug alkoholfreie Getränke auf der Baustelle habt.

Kühlkleidung tragen

Kühlwesten, Kühlkappen oder Nackenschutz können das Arbeiten bei Hitze erleichtern. Die BG Bau bezuschusst solche Anschaffungen sogar.

Warnzeichen ernst nehmen

Schwindel, Kopfschmerzen, hochroter oder umgekehrt blasser Kopf? Dann sofort in den Schatten, Kleidung lockern, Kopf kühlen – und im Zweifel 112 rufen.

Tarifvertrag regelt Sommerstunden – auch bei Hitze

Ein wichtiger Punkt, den viele vergessen: Der Bundesrahmen-Tarifvertrag für das Baugewerbe (BRTV) sieht Sommerarbeitszeit von der 18. bis zur 48. Kalenderwoche vor. Arbeitsstunden, die z. B. wegen Hitze zwischen April und November ausfallen, dürfen innerhalb von 40 Arbeitstagen mit 12,5% Zuschlag nachgeholt werden. Heißt: Komplett hitzefrei gibt’s (noch) nicht, aber Tarifvertrag und Arbeitsschutz geben euch Tools in die Hand, wie ihr fair behandelt werdet.

Klimawandel = Hitzewelle?

Die IG Bau rechnet fest damit, dass heiße Tage durch den Klimawandel weiter zunehmen. Deshalb fordert sie schon jetzt, Kurzarbeitergeld auf Sommer-Hitzetage auszuweiten. Auch Betriebsräte und Arbeitgeber sind gefragt: Kommunikation ist alles, damit bei zu hohen Temperaturen niemand aus dem Leim geht.

Passt gut auf euch auf!

Ob Zimmerer, Dachdecker oder Bauhelfer – ihr seid draußen in der prallen Sonne die echten Helden des Handwerks. Aber bei diesen Temperaturen ist Selbstschutz wichtiger denn je. Also: Wasser marsch, Sonnencreme drauf, Pause machen, wenn’s zu viel wird.