Zu Beginn der Corona-Krise haben viele Menschen aus Panik Toilettenpapier gehortet, obwohl eigentlich kein objektiver Mangel bestand. Doch die andauernde Ukraine-Krise könnte zu einem Exportverbot für Holz aus Russland führen. Damit fehlt uns Holz, welches wir für die Produktion von Toilettenpapier in Deutschland benötigen. Was wiederum diesmal wirklich zu einer Verknappung führen könnte, weshalb das Horten von Toilettenpapier vielerorts bereits begonnen hat.
Nach der Klopapier-Knappheit im Zuge der Corona-Krise drohen also nun Lieferprobleme durch den Einmarsch Russlands in die Ukraine. Ein Vorteil von Deutschland ist jedoch, dass Toilettenpapier in Deutschland hergestellt wird, demnach ist Deutschland in Sachen Lieferengpässe weniger gefährdet als etwa Produkte, die ausschließlich im Ausland hergestellt werden. Deutschland ist hauptsächlich auf den Rohstoff Holz angewiesen, damit der Bevölkerung das Toilettenpapier nicht ausgeht.
Woraus besteht Toilettenpapier?
Habt ihr euch jemals gefragt, wie Toilettenpapier hergestellt wird? Oder woraus Toilettenpapier besteht? Das meiste Toilettenpapier wird aus Holzfasern hergestellt. Das Holz für die Zellstoffherstellung stammt in der Regel von verschiedenen Baumarten und ist ein Neben- oder Abfallprodukt anderer Prozesse. Die besten Teile der Bäume werden für Holzwaren verwendet und die restlichen Teile, wie Baumkronen und Sägespäne, werden für die Papierherstellung verwendet.
Nicht nur Hamster Hamstern
Was ist Hamstern überhaupt? und woher kommt der Begriff? Hamster bedeutet so viel wie Horten. Hamster lagern Lebensmittel in ihren charakteristischen Backentaschen und verstecken sie in ihren Höhlen. Also Hamstern Hamster. Das Seltsame am Horten ist, dass die Ängste, die Menschen zum Horten bringen, meist irrational sind. Das Problem ist also eher, dass, wenn alle horten, die Situation entsteht, dass diejenigen, die nicht horten, wirklich leer ausgehen können.
So etwa jene Menschen in Deutschland, die sich in der Corons-Krise geweigert hatten, beim Hamstern von Toilettenpapier mitzumachen. So lag etwa der Absatz von Toilettenpapier im Oktober 2020 mit knapp 90% höher als vor der Corona-Krise.
Die Branche leidet
Als Reaktion auf westliche Sanktionen wurde im März der Export von Birkenholz verboten. Die kurzen Fasern des Baumes machen Zellstoffe weicher und sind daher ein wichtiger Bestandteil von Toilettenpapier. Andere Hölzer der nördlichen Hemisphäre eignen sich besser für die Herstellung von reißfestem Papier. Nach Branchenschätzungen werden durch die russischen Sanktionen auf dem Markt rund 800.000 bis 1,2 Millionen Tonnen Zellstoff fehlen. Die Zellstoffpreise sind in diesem Jahr bereits um rund 45 % gestiegen. Die Gaskrise hat die Kosten für die Umwandlung von Holzhackschnitzeln in Zellstoff, welche sehr energieintensiv ist, in die Höhe getrieben. Finnland ist nach Schweden der zweitgrößte europäische Produzent von Rohstoff für Hygieneprodukte wie Toilettenpapier und Papiertaschentücher. In der Vergangenheit deckte Finnland rund 10 % seines Holzbedarfs aus Russland.
Weltweiter Zellstoff Mangel
Der Markt verlor in diesem Jahr mehr als 1,4 Millionen Tonnen Zellstoff. Weltweit gab es in diesem Jahr viele Beeinträchtigungen in der Produktion. In Finnland wurde die Produktion auf Grund eines Streiks für mehr als drei Monate eingestellt. In Spanien veranlassten die Dürre Bedingungen den Hersteller Ence Energia Y Celulosa SA, sein Werk in Pontevedra ab Juli zu schließen. Die brasilianische Suzano SA, der weltgrößte Zellstoffproduzent, stoppt eine Zellstofflinie in ihrem Werk in Aracruz für fast 60 Tage, um sie im vierten Quartal einer Modernisierung zu unterziehen.
Bis in die zweite Jahreshälfte 2023 dürfte die Lage auf dem Markt angespannt bleiben, erwartet Analyst Rafael Barcellos von Santander. Er geht davon aus, dass die Preise nicht sinken werden, bis die im Bau befindlichen Zellstofffabriken in Chile und Uruguay im nächsten Jahr mit der Auslieferung ihrer Produkte beginnen.
Zellstoff-Kunden in Europa sind besorgt und suchen weltweit nach Lieferanten. Der finnische Papier- und Verpackungshersteller Stora Enso Oyj hat seine Rezepturen angepasst, um Langfaserzellstoff als Reaktion auf die schwindenden Ressourcen aus Russland zu verwenden. Die Änderungen machen Papier stärker, aber auch weniger weich und teurer. Einige Hersteller:innen haben sich entschieden, die Produktion zu verringern. Der Toilettenpapierhersteller Metsa Tissue warnte, dass weitere Kürzungen wahrscheinlich seien. Die schwedische Essity hat die Preise erhöht. Der deutsche Toilettenpapier-Hersteller Hakle hat angesichts von Energie- und Rohstoffkosten bereits Insolvenz angemeldet.