Handwerk

Das deutsche Handwerk erfreut sich weltweit großer Beliebtheit. Das ist Grund genug für viele Handwerker in ein anderes Land auszuwandern. So auch Oliver, der vor über 4 Jahren mit seiner Familie nach Schweden gezogen ist.
Er hat sich die Zeit genommen mit uns über seine bisherige Zeit als Zimmerermeister in Schweden zu plaudern.

„Schweden ist anders. Nicht besser, aber anders“ beginnt er auf die Frage nach grundlegenden Unterschieden zu Deutschland. Neben den kulturellen Unterschieden gibt es natürlich auch im Handwerk einige Kontraste.

Unterschiede

Kontraste im Baustil sind grundlegend in den Qualitätsmerkmalen zu verzeichnen. Zum Beispiel gibt es in Schweden keine traditionellen Holzverbindungen: „Der Schwede macht es sich einfach. Der nimmt eine Lochplatte, da kommen ein paar Nägel rein und gut ist.“ Ausnahmen sind dabei selbstverständlich nicht ausgeschlossen.

Diese Umstände kommen vor allem dadurch, dass es in Schweden keine einheitliche Ausbildung gibt. „In Schweden wird man einfach Holzbauer. Eine Unterscheidung zwischen Tischler, Schreiner und Zimmerer gibt es nicht. Das macht alles einer“ betont Oliver.

Auch der schulische Teil durch eine Berufsschule fällt in Schweden komplett weg. Es ist also eine rein betriebliche Ausbildung, frei nach dem Motto: Learning by doing. „Weil das jeder ein bisschen anders macht, leidet die Qualität. Da kann es schon passieren, dass man 5 bis 6 Zentimeter vom, Bauplan abweicht.“

Ähnlich verhält sich das mit der Pünktlichkeit und auch der Verbindlichkeit. Dass Deutschland für die Pünktlichkeit seiner Bewohner bekannt ist, ist ja aber auch schon lange kein Geheimnis mehr: „In Deutschland fängst du um 7 Uhr an und gehst um halb 4 nach Hause.[…] Allerdings muss man im Sommer auch die Zeit der Helligkeit nutzen, da es in Schweden im Winter länger dunkel ist als in Deutschland“

Im Gegenzug schreiben die Schweden Geduld und Verständnis sehr groß, was das Zusammenarbeiten und leben wesentlich entspannter macht, meint Oliver. „Es gibt viel Vertrauen. Wenn deine Frau krank ist, sagt der Chef ‚Bleib zu Hause‘. Familie ist wichtig und steht über alles.“ Die Deutschen hätten eher weniger Geduld und Verständnis. Auch das Verhältnis zum Chef ist anders als in einem deutschen Unternehmen. „In Schweden kennst du deinen Chef. Man trinkt Kaffee zusammen und frühstückt zusammen, da wird Wert drauf gelegt.“

Auswandern

Für jeden, der sich jetzt fragt, ob er was verpasst, wenn er als deutscher Handwerker nicht auswandert, hier ein paar Tipps von Oliver. Es gibt verschiedene Möglichkeiten herauszufinden, ob einem das Auswandern liegt oder nicht. „Das ist nicht jedermanns Sache, man muss der Mensch dafür sein.“ In Schweden wird man aber zumindest mit Kusshand als deutscher Handwerker genommen. Wenn man also bei der Walz die Möglichkeit hat, sollte man ruhig mal ein anderes Land ausprobieren. Auch ein Austauschjahr wäre eine Gelegenheit. „Vor allem Länder, die im Handwerk anders arbeiten als die Deutschen“. Oliver selbst war nicht auf der Walz.

Die Entscheidung zum Auswandern kam durch wiederkehrenden Urlaub in seiner heutigen Wahlheimat. Er gibt aber zu bedenken, sich vorher etwas abzusichern. Mit Englisch komme man schon weit, aber er selbst hat vor der Auswanderung noch einen Sprachkurs besucht. Außerdem hat er sich ein Haus gekauft und sich mit einer Festanstellung abgesichert. Kontakte spielen dabei eine wichtige Rolle, „Man darf sich nicht scheuen die Schweden anzusprechen. Wenn man einen Job haben will, muss man auch mal Türklinken putzen gehen.

Mit seinen bereits geknüpften Kontakten hat er dann auch alles Bürokratische in Schweden bewältigen können. Die Bürokratie ist zwar nicht so hartnäckig wie in Deutschland, aber sich dabei Hilfe von Einheimischen zu holen, kann in jedem Fall nicht schaden. Für Schweden als Wahlheimat gibt Oliver noch eine weitere Sache zu bedenken, „Mit weiten Strecken muss man sich arrangieren können, dort ist es halt sehr weitläufig.“

Oliver selbst hat sich nach guten 4 Jahren mit allem arrangiert und liebt sein Leben mit seiner Familie in Schweden. Nur für Lehrgänge kommt er immer nach Deutschland, denn Oliver möchte sich stetig weiterbilden und immer auf dem neuesten Stand bleiben.

Quelle:
S+S Datentechnik (@abbundsoftware)