Zimmerhandwerk

Das Zimmererhandwerk ist einer der ältesten Berufe im Handwerk. In der Nordwest-Zeitung erklärt Zimmermann Kurt Eßmann: “Der Zimmermannsberuf ist sehr traditionell. Schon Josef, der Vater von Jesus, war Zimmermann“. Das Wissen des Zimmerers lässt sich bis in die Bronzezeit zurückdatieren. Das Wissen wurde unter anderem zum Bau von Holzhütten angewandt. Der heutige Zimmerer Beruf, entwickelte sich vor ungefähr “[…] 1000 Jahren durch den Fachwerkbau im Mittelalter”. Damals entstanden die so genannten „Zünfte“. Die Zünfte dienten den Zimmerleuten zur Wahrung gemeinsamer Interessen und Regelungen.

Die Mitglieder dieser Zünfte vereinbarten langfristig angelegte Regelungen, denn „Ein Zimmermann muss ehrlich, aufrichtig und standfest sein“, merkte Kurt Eßmann an. Ende des 19. Jahrhunderts “[…] verschwanden die Zünfte und wurden durch Innungen im Bauhandwerk ersetzt”. Die Art der Holzbearbeitung bzw. Verarbeitung hat sich durch die Entwicklung moderner Technologien über die Jahre verändert und weiterentwickelt. Trotz allem sind viele “[…] alte Gepflogenheiten der Zimmerer aus dem Mittelalter erhalten geblieben”. Kaum ein anderes Handwerk hat so alte Bräuche wie das Zimmererhandwerk. Die bekanntesten Traditionen sind die Kluft, der Zimmererklatsch, die Walz und das Richtfest.

Zimmererkluft

Die Stadt Hamburg ist als Herkunftsort der Kluft bekannt. Die Kluft wurde im 19. Jahrhundert zur offiziellen Zunftkleidung der Zimmerleute erklärt. Das Handwerk-Magazin nennt die Zunftkleidung die “traditionsreichste Arbeitskleidung der Handwerker”. Sie ist bestimmten Regeln unterworfen und besteht laut dem Handwerk-Magazin aus: Hut, Staude, Weste, Jacke, Schlaghose, Schuhen, Ehrbarkeit, Zunftuhrkette und einem Ohrring. Jedes Gewerk hat für die Kluft seine eigenen Farben, wobei die Grundfarbe meist Schwarz ist.

Diese traditionelle Kleidung verbreitete sich durch die Wandergesellen. Sie ist noch heute häufig bei Zimmerleuten zu sehen. Bei dem Hut handelt es sich in der Regel um einen schwarzen Schlapphut. Der Hut des Zimmermanns “[…] schützt ihn vor Sägemehl und Regen” und galt früher als “[…] Zeichen des freien Mannes” so Kurt Eßmann. Bei der Staude handelt es sich um ein kragenloses, weißes Hemd. Über dem Hemd wird die mit acht Knöpfen besetzte Samtweste getragen. Die Knöpfe symbolisieren den Acht-Stunden-Tag der Zimmerleute. Passend zur Weste folgt die Jacke, die mit sechs Perlmuttknöpfen besetzt ist, diese symbolisieren die sechs Arbeitstage pro Woche.

An der Schlaghose sind beidseitig drei Knöpfe angenäht. ”Sie bedeuten, dass der Zimmermann mindestens drei Jahre und einen Tag gewandert ist” so Kurt Eßmann weiter. Beim Schuhzeug handelt es sich um schwarze Schuhe oder Stiefel. Die Ehrbarkeit ist ein Krawatten ähnliches Stück Stoff welches, mit einem Handwerkswappen befestigt wird. Jeder Geselle auf Wanderschaft trägt im linken Ohr einen Ohrring. “Der Ohrring war aus purem Gold und diente den Gesellen als Kapital für ihr Begräbnis”. Das Handwerk-Magazin sieht hier die Wortherkunft des Wortes “Schlitzohr”, denn “[…] wenn sich ein Wandergeselle nicht an die Regeln hielt und frühzeitig seine Reise abbrach, wurde ihm das Schmuckstück rausgezogen”.

Walz

Das Karabag-Magazin bezeichnet die Walz als “[…] eine jahrhundertealte Tradition”, die früher als “Voraussetzung” für die Meisterprüfung galt. Heute ist die Teilnahme freiwillig und gilt als etwas “Besonderes”, denn “[…] Nur noch wenige gehen auf Wanderschaft”. Ungefähr drei Jahre geht die Wanderschaft mit der Intention seine Fähigkeiten auszuarbeiten sowie neue Menschen und Orte kennenzulernen. Auf der Reise sammelt man viel Berufserfahrung, denn man arbeitet in den verschiedensten Städten und Betrieben.

Der Weg darf ausschließlich zu Fuß oder per Anhalter bestritten werden und muss weiter als 50 Kilometer vom Heimatort entfernt sein, dabei muss die Kluft immer getragen werden. Des Weiteren betont das Karabag-Magazin, dass Frauen bzw. Zimmerinnen erst “seit den späten 80er Jahren […] auf die Walz gehen”, dürfen.

Zimmererklatsch

Der Zimmererklatsch ist einer der bekanntesten Traditionen und “[…] entstand bei der Walz”. Er wird bist heute an “[…} festlichen Anlässen und Zimmermannsfesten von den Zimmerleuten aufgeführt” erklärt der Landesbildungsserver (LBS). Der Zimmererklatsch ist dem LBS zufolge ein im Sitzen oder Stehen praktizierter traditioneller Tanz. Er besteht aus “[…] rhythmisch wiederholenden Takten”.

Wenn sich Wandergesellen bei der Walz trafen, wurde am Abend gesungen und geklatscht. Am 14. Oktober 2016 haben die Holzbauern in Basel mit dem Zimmererklatsch laut dem Baublatt Geschichte geschrieben. “1306 Personen haben auf dem Messeplatz synchron den Zimmermannsklatsch geklatscht” und sich so einen Eintrag ins Guinness World Records Buch gesichert.

Richtfest

Das Richtfest wird traditionell ausgerichtet und gefeiert, wenn der Rohbau fertig und der Dachstuhl errichtet ist. ”Dieser Brauch geht zurück bis in das 14. Jahrhundert” so Stadtleben.de. Ihrem Artikel zufolge besteht das Richtfest aus fünf grundlegenden Traditionen. Aus dem Richtkranz, dem letzten Nagel, dem Richtspruch, dem Richt Festschmaus sowie aus Streichen und Bestrafungen. Beim Richtfest werden zum Dank alle am Bau beteiligten Personen eingeladen. Sie feiern mit dem Bauherrn den neu errichteten Rohbau. Dabei stellen die Zimmerleute einen Richtbaum oder eine Richtkranz am Dachstuhl auf. Sie weihen mit einem Richtspruch und ggf. Streichen das neue Bauwerk ein. Bekannterweise gehört zu einem Richtfest auch der traditionelle Zimmererklatsch.

Wie das vergangene Jahr zeigt, ist das Zimmererhandwerk ein krisensicher Beruf, denn […] prozentual mussten vergleichbar wenig Zimmerleute in Kurzarbeit” geschickt werden. Die Krisensicherheit lässt sich auch daraus schließen, dass der Beruf des Zimmerers bereits so viele Jahrzehnte überdauert. Zimmerleute schaffen nachhaltige und langlebige Produkte. Sie verbauen Holz und binden das klimaschädliche CO2. Selbst die Digitalisierung kann die Arbeit von Zimmerern nicht ersetzen. Tradition und Moderne. Die Digitalisierung sollte nicht als Konkurrenz, sondern ausschließlich als Unterstützung für das Zimmererhandwerk gesehen werden. Digitalisierung hilft Baudaten zu erfassen und Maschinen zu steuern.

Fazit

Im Laufe der Zeit sterben Traditionen wie die Walz zunehmend aus. Trotzdem ist das Zimmererhandwerk sehr wichtig. Der Beruf des Zimmerers ist laut dem Salzburg-Magazin einer der ältesten, traditionsreichsten und ausschlaggebendsten für die deutsche Wirtschaft. Die Traditionen sollen dazu dienen, das Handwerk zu verfeinern und den Horizont zu erweitern. Mit den altertümlichen Regeln folgt die “[…] Rückbesinnung auf Werte, die längst verloren schienen: Ehrlichkeit, Fleiß, Anstand und Stolz” so das Karabag-Magazin. Von der Walz heimgekehrte Zimmerleute sind “reich – an Lebenserfahrung” und teilen bis heute ihre Erlebnisse, damit die Bräuche aus den letzten Jahrzehnten überliefert werden.