Das vergangene Jahr war in Sachen Klimawandel voller Negativrekorde. Die Temperaturen in Europa stiegen doppelt so schnell wie im globalen Durchschnitt. Der Sommer 2022 war in Europa der heißeste seit Messbeginn. Auch die Dürre war rekordverdächtig. Die Durchschnittstemperaturen in Europa und andere Indikatoren des Klimawandels haben im vergangenen Jahr neue Höchststände erreicht. 

Ein normaler Wetterbericht?

Das alles geht aus dem Jahresbericht des europäischen Klimamessdienstes Copernicus hervor, der Ende April 2023 in Bonn veröffentlicht wurde. Demnach erlebte der Kontinent den heißesten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen und das zweitwärmste Jahr insgesamt. Auch der Winter 2021/2022 hatte in weiten Teilen des Kontinents weniger Schneetage als der Durchschnitt. 

Um was Kämpfen wir?

Wir kämpfen gegen anhaltende Dürren, anhaltende Waldbrände und die höchsten gemessenen Meerestemperaturen. Besorgniserregend ist auch, dass laut der Studie die Temperaturen in Europa schneller steigen als auf jedem anderen Kontinent. So wurde im Juli in Großbritannien erstmals in der Geschichte der Messungen die 40-Grad-Marke überschritten. Rekorde wurden auch bei der Sonneneinstrahlung, dem Gletscherrückgang in den Alpen und der Anzahl der Tage mit extremer Hitze in südeuropäischen Ländern registriert. Gleichzeitig setzten Waldbrände mehr CO2 frei als je zuvor in 15 Jahren. Dies führte auch zu einem deutlichen Anstieg der Emissionen in diesem Bereich, wie die Forscher berichten. 

Zusammen mit Hitzewellen hatte dies Auswirkungen unter anderem auf die Landwirtschaft, die Flussschifffahrt und die Energiewirtschaft. In den Alpen schmolzen insgesamt fünf Kubikkilometer Gletscher ab. Auch die Region um den Nordpol erlebte dem Bericht zufolge drastische Veränderungen. Der Sommer 2022 war den Wissenschaftlern zufolge 1,4 Grad wärmer als im Durchschnitt der zehn Jahre. Die durchschnittliche Jahrestemperatur lag 0,9 Grad über dem Durchschnitt dieses Zeitraums. Im Durchschnitt der letzten fünf Jahre ist das Klima in Europa heute etwa 2,2 Grad wärmer als in der vorindustriellen Zeit von 1860 bis 1900.

50 verschenkte Jahre

Die Klimakrise ist seit mindestens 50 Jahren bekannt, ohne dass zielbringende Maßnahmen getroffen wurden, die die Welt vom Kurs auf eine erhebliche Klimaerwärmung abgebracht hätten. Der weltweite CO₂-Ausstoß hat sich seit 1990 um 50 Prozent erhöht. Carlo Buontempo, verantwortlicher Direktor für Klimawandel bei Copernicus, sprach von „alarmierenden Veränderungen“.

Zukunftsprognose?

In Sachen Dürre  droht 2023 nahtlos an das Vorjahr anzuknüpfen: Vor allem Spanien, Italien und Frankreich leiden bereits jetzt unter extremer Dürre, auch das Frühjahr dürfte kaum Niederschlag bringen. Insgesamt sei aber klar, „dass wir uns in Europa an eine Situation anpassen müssen, in der wir weniger Wasser zur Verfügung haben als in der Vergangenheit„. (David Rennert, 20.4.2023)